,,Ach,
Scheiße", entfährt dem Vorangehenden, als wir in die Etage der
Künstler treten. Es muss reingeregnet haben, etwa zwanzig Zentimeter
hoch steht das Wasser. Das Gebäude ist an den Seiten offen, gleich einem
Parkhaus. ,,Trotzdem sollte das nicht passieren", meint der Künstler,
der hier in die Schule geht und künstlerisch arbeitet.
Jemand ruft: ,,Infektionsgefahr!"
Wir waten durch das Wasser zu den Möbeln. Unsere Begleiterin bleibt
zurück. Der junge Künstler flegelt sich aufs Sofa, ich nehme einen Stuhl
und ziehe die Füße hoch. ,,Das ist sowieso mein Platz in den theoretischen
Stunden", sagt er. Der weitläufige Raum ist in Ateliers und einen
Schulungsbereich unterteilt.
Zwei, drei Stunden später ist das Wasser fast weg.
,,Mensch", sagt er auf dem Sofa, ,,hätte man doch nur gleich einen
Schlauch gelegt, dann wär’s viel schneller weggegangen."
Es ist
vereinbart, dass ich meine Arbeiten vorstellen kann. Dazu führt er mich
durch eine Tür in den Treppenabgang. Dieser Bereich ist, im Gegensatz
zum sonstigen Gebäude, geschlossen. Wir steigen hinab bis zur Ebene
über dem Erdgeschoss. Hier blicken wir durch ein Fenster in üppiges
Grün hinaus. Wieder hochsteigend empfiehlt er mir, meine Bilder
hier im Treppenhaus aufzuhängen. Ich habe mich schon gewundert, warum
er mich durchs Treppenhaus runter und wieder hoch geführt hat.
,,So war’s aber nicht vereinbart", wende ich ein.
,,Ist auch nur ein Vorschlag", wiegelt er ab.
Das Treppenhaus muss älter sein, als der große Rest des Gebäudes.
Es ist aus Stein gebaut, wogegen der ganze neuere Teil ein riesiges
Stahlgerüst darstellt. Wer die Treppe hochgeht sieht die hier aufgestellten
Arbeiten, überlege ich. Aber es gibt keine Absätze auf denen man
verweilen und Gespräche führen könnte. Ich vermute in diesem Vorschlag
einen neuen Beweis ihrer Skepsis gegen meine Kunst. Sie
wollen verhindern, dass es in ihrer Etage zum Gespräch über meine
Objekte kommt, argwöhne ich.
Immerhin wendet er sich meinen Plastiken zu. Er
kniet nieder und betastet eines der Objekte. Geht sie mit den Fingern
durch, wie ein Blinder und die nächste auch. Ich habe verschiedene
Arbeiten mitgebracht, die meisten stellen Gebäude dar, von einer oder
von mehreren Etagen. So genau hat er sie bisher noch nie gemustert,
es scheint ihm Spaß zu machen. Aber, wo sie nun ausgestellt werden,
legt er sich nicht fest.
Die Mittagszeit
verbringe ich oben. Die Bekannten wissen zwar, dass ich wieder diesen
speziellen Dienst angenommen habe. Trotzdem reagieren sie mit Befremden,
als ich mittendrin
aufspringe und weggehe. Ich hüte mich zu sagen, dass mir dieser Dienst
Spaß macht.
Ich gehe zum Schacht, dessen Deckel ist mitten im Spielgelände. Doch
überleg ich’s mir anders, ich will den offenen Weg hinunter gehen. Durch
den Dienst bin ich fitter geworden, ich renne. Ein Junge vom Spielplatz
schließt sich an und überholt mich.
„Kann es sein, dass du etwas alt geworden bist?“, ruft er provozierend.
Ach, ich lass ihm gerne den Vorsprung. Er folgt mir weiter, obwohl dieser
Abgang durch gefährliches Terrain führt. Der Weg geht entlang den steilen
Schlaufen, auf denen die Autos die Gebäudehöhen überwinden. Ein wüstes,
schwarzes Niemandsland. Wir müssen schnell machen, wenn die Wagen fahren,
ist’s hier nicht auszuhalten. Es scheint alles marode. Wir stoßen auf
ein Metallteil, das den Wartungssteg versperrt. Es ist eine Stoßstange
samt Leuchten links und rechts. Ich muss sie auf die Fahrbahn biegen,
damit wir durchkommen. Der Erste wird einen Blechschaden einfangen,
aber ich habe keine Zeit das Ding ordentlich zurückzubiegen, wegen
dem Kind. Die Steine der Zwischenschichten bröckeln und bleiben am Rand
liegen. Endlich erreichen wir den Einsatzort.
Der
Junge ist ganz still und schaut umher. Am Bildschirm erscheint ein Uniformierter:
"Ich hatte ein Meldung um 14.30. Bin aber eingenickt. Weiß jemand
was?", fragt er.
Der Raum befindet sich in halber Höhe zwischen oben und unten. Von hier
aus werden die Einsätze gefahren.
|