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An der Grenze zur Eiswüste
14.07.04

Den Morgen verbringe ich dort, wo die eisigen Flächen Lapplands, direkt an die bewohnten Städte grenzen.

Wir - eine Gruppe von Freiwilligen - jagen wie Husaren auf dem Eis herum. Es gilt die Leute vom Eis zu verjagen, damit sie sich nicht in den Weiten Lapplands verlieren. Der Wahn eines Schlosses aus Eis, lockt viele Menschen in die Eiswüste. Manche von ihnen, der Wärme und Geborgenheit überdrüssig, scheinen unbelehrbar. Sie lassen sich nur durch wirklich hartes Auftreten einschüchtern. Damit sie einen warnenden Eindruck von den Gefahren der Eiswüste kriegen, rollen wir Raddeckel von sehr großem Durchmesser gegen sie an und besprühen sie so mit Eissplittern. Diese Arbeit machte mir sogar Spaß. Trotzdem werde ich den Eindruck nicht los, dass ich damit bestraft oder zumindest belehrt werden solle.

In der Mittagspause kann ich mir etwas Ruhe gönnen. Wie ich mich jedoch in der Baracke ausstrecke, höre ich, dass in der Küche noch gearbeitet wird. Das ist mir nicht recht, ich liege hier und jemand ist nicht fertig geworden. Also gehe ich in die Küche und treffe auf den Maler unseres Trupps, der noch am Streichen ist. Er bemalt einen bestimmten Typus, der aus tausend Täfelchen bestehenden Decke des Gemeinschaftsraumes, zu dem auch die Küche gehört. Das wird eine sehr bunte Sache werden. Was mich befremdet, ist, dass die Täfelung herunter hängt, sie ist zum Rande hin noch gar nicht befestigt. Ein ziemlicher Humbug, mit so viel Sorgfalt auszumalen, wenn die Montage noch nicht fertig ist. Wer weiß, ob’s passt, ob nicht noch abgesägt oder angestückelt werden muss. Ich bin aber nicht zum Kritisieren gekommen, sondern zum Helfen. Auf der zweiten Leiter stehend, entferne ich die vielen Farbkleckse. Meine Hilfe scheint den Maler aber eher zu stören. Plötzlich bricht er ab, sagt im Weglaufen, er werde ein anderes Mal weiter machen.

Der Nachmittag ist frei für einen Bummel. Wir gelangen zu einem etwas erhöhten Kiefernwäldchen und schauen von da auf die Ringstraße, die die Stadt umschließt, hinunter. Unsere Aufmerksamkeit gehört den vielen Fahrzeugen, die sich auf dieser Straße bewegen. Plötzlich taucht ein Holzwagen mit filigranem Aufbau auf. Es folgen mehrere Wagen hintereinander, ein ganzer Zug. Sie sind alle verschieden bemalt, sehr bunt. Ich muss sogleich an die Täfelung der Decke denken und bin nicht überrascht, als ich erfahre, dass unser Maler diesen Zug bemalt hat. Die Art der Verzierungen und die Farben erinnern an die Schlitten und die Kleidung der Lappländer. Zwischen den Stegen über den Bänken stehen Waldtiere als Figuren, es sieht richtig putzig aus. Niemand sitzt in den Wagen. Einer aus der Gruppe behauptet, sie seien noch nicht fertig, es sei nur eine Probefahrt.

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