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Firmengeschenke
contra Phallus |
13.07.04
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Der Anlass für meine Fahrt in den Heimatort ist ein Jahrgangstreffen an der Schule. Bevor ich in die Schule gehe, schaue ich bei Jan vorbei, meinen Künstlerfreund, der in meinem Heimatort in das Haus des alten Lehrers eingezogen ist. Wir verbringen ein paar schöne Stunden zusammen. Aber dann besinne ich mich auf den Grund meines Kommens und raffe mich auf, um zum Schulzentrum zu gehen, wo die Zusammenkunft stattfindet. Als
ich mich zum Gehen wende, steht Jan auch auf und will mich begleiten.
Mir wäre lieber er würde zuhause bleiben. Jan
ist nicht jemand, der auf die Empfindlichkeiten eines Dorfes Rücksicht
nimmt. Ich wage aber auch nicht, sein Angebot, mich zu begleiten, auszuschlagen.
Seine Kleidung
ist wie immer extravagant. Er zieht sich die bräunliche Kunststoffhaut
einer Schaufensterpuppe an. Es sieht gerade aus, als wenn er nackt wäre.
An einem anderen
Ort wäre mir das egal, aber hier,
wo mich alle kennen, geht mir sein Nonkonformismus echt gegen den Strich.
Doch ich sage mir, das ist seine Sache, er muss selber ausbaden, was
er sich damit einhandelt. Die früheren Mitschüler haben schon auf mich gewartet und treten freudig auf mich zu. Kaum haben wir uns begrüßt, da wollen sie mir alle ihre Geschenke zeigen, die sie erhalten haben. Es ist so Brauch bei diesem Treffen, dass nach Zufall Paare gebildet werden, die sich dann gegenseitig beschenken. Die Idee finde ich an sich rührig, doch mit was sie sich beschenkt haben! Es sind alles Werbegeschenke, was Firmen schenken, um Kunden anzulocken. Lauter billiger Kram, ein Kugelschreiber-Radio, ein Weinregal, ein Oldtimer-Fotobuch, etc. Kommt noch dazu, dass das Hauptthema natürlich die Arbeit ist. ,,Doch ich bin noch in der Firma". ,,Nein, ich habe gewechselt. Ich bin jetzt bei ..." ,,Oh, leider habe ich gerade keinen Job." Und dann diese ganzen Geschenke, die mir mehrfach bekannt sind. Ich achte nicht auf den Inhalt, sehe nur die übermäßigen Verpackungen. Es ist anstrengend, jeder möchte, dass ich begeistert bin, dabei bin ich zutiefst ernüchtert. |