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Mit Lastwagen unterwegs
12.07.04

Ich wache im oberen Stockwerk auf. Als ich mich aufrichte und loslaufen will, merke ich, statt Beine ist da ein Fass von meinem Rumpf an abwärts. Kein Albtraum, nein, eher angenehm, ein Gefühl der Fülle, der vielfachen Möglichkeiten. Doch loslaufen kann ich nicht. Ich beuge mich vornüber und entdecke im glatten Rund des Fasses zwei senkrechte Spuren. Wie ich daran zu rubbeln beginne, werden langsam die Beine frei.

Kaum sind meine Beine freigelegt, habe ich plötzlich ganz andere Sorgen. Für diesen Tag steht nämlich ein Transport an, mit dem Lastwagen. Meine neue Errungenschaft, ein Saurer Lastwagen, um die vielen schwierigen Aufgaben, die Malu mir stellt, besser bewältigen zu können. Im Wettbewerb der imposanten Fronten und der lautesten Hupen steht er hinter anderen Lastern zurück. Was aber Dauerhaftigkeit angeht, nimmt er’s mit den meisten auf. Auch die Geschwindigkeitsleistung kann sich sehen lassen. Wie wären wir sonst an einem Tag nach England und wieder nach Hause gekommen.

Unterwegs frage ich mich plötzlich: Fahre ich falsch? Irgendetwas kommt mir komisch vor. Bis ich merke, ich fahre ja links. Aber alle fahren links, also sind wir in England. Geübt bin ich noch nicht mit diesem schweren Gefährt. Es lässt sich nicht navigieren wie ein PKW. Wenn wir diese Fahrt nur heil überstehen, sage ich mir immer wieder, Nächstes Mal wird’s schon besser gehen.

Eine freudige Überraschung erlebe ich zu Hause. Ein Blick auf den Bankauszug. Die haben mir für den Transport wesentlich mehr überwiesen, als ich ausgerechnet habe. „265“. Das sind siebzig oder achtzig mehr. Unsere drei Namen stehen drauf. Das heißt, dass sie die beiden Helfer mitbezahlen. Ich dagegen meinte, sie von meinem Anteil bestreiten zu müssen.
Fink: Das müssen wir feiern. Lasst uns nach diesem stressigen Tag in den Park gehen, uns dort zerstreuen.
Nach dieser schönen Überraschung kann ich ihm den Wunsch nicht abschlagen. Doch zum gemeinsamen Abend im Park kommt es nicht.
Als ich die beiden bitte, in den Saurer zu steigen, besteht Fink darauf im PKW zu fahren. Da muss ich gestehen, dass ich den PKW verkauft habe. Als Fink schließlich einsieht, dass ich nicht scherze, lässt er uns stehen und verschwindet.
Natürlich kann ich seinen Ärger verstehen. Er hat ja im Gegenteil darauf gedrängt, dass wir uns was Flotteres anschaffen, ein Cabrio zum Beispiel. In einem Laster vorfahren, ist unter seinesgleichen, das Letzte was man bieten kann. Was hätte ich machen sollen. Ich brauche den Lastwagen für die Arbeit mit Malu. Ohne den PKW in Zahlung zu geben hätte ich den Saurer nicht gekriegt.

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